Ayurveda in Indien: Meine Erfahrungen bei einer liebenswerten Familie von Ayurveda-Ärzten im grünen Hinterland Keralas.
Teil 2: Ayurveda-Homestay: Intensiv und ganz persönlich.
15.11.2022
Dies ist der zweite Teil meines Berichtes über eine kurze Inspektionsreise zu unseren wichtigsten Ayurveda-Resort-Partnern im südlichen Indien. Hier ist der erste Teil.
Das Schild an meinem Transfer-Auto. Ein spannender Anfang eines besonderen Besuches.
Es begann als Notfall: Der Notfall war ich. Als mich an diesem Morgen der Fahrer meines nächsten Ayurveda-Resorts abholte, erklärte er mir, dass er mich zum Notfall-Patienten erklärt hatte. Der Grund: An diesem Tag fanden in Kerala in mehreren Orten Streiks und Demonstrationen statt und er wollte durch meinen besonderen Status verhindern, dass wir aufgehalten würden. Tatsächlich verlief die schöne Fahrt völlig störungsfrei, aber diese kleine Episode beschreibt bereits recht gut, wie meine kommenden drei Tage im Ayurveda-Homestay der Familie Madukkakuzhy sein würden: Sympathisch umsorgt, intensiv und in jeder Hinsicht besonders.
Traditionell und sehr sympathisch wurde ich im Ayurveda-Haus empfangen.
Auch der Empfang im Ayurveda-Center, das mitten im Hinterland des südlichen, indischen Bundesstaates liegt, war besonders herzlich. Ein Teil des Teams und der Familie stand im Hof und alle hießen mich willkommen. Wie es die Tradition hier ist, wurde eine Lampe angezündet und ein Gebet mit Segen gesprochen.
Man wartete schon mit dem Mittagessen auf mich. Denn hier werden die Mahlzeiten ganz individuell auf jeden Gast zugeschnitten serviert. Denn schließlich kommen in dieses Retreat hauptsächlich Menschen, die Hilfe bei langwierigen Krankheiten suchen oder sich ganz tief erholen bzw. stärken möchten. Und dabei spielt die Ernährung immer eine herausragende Rolle. Gekocht wird von den Familienmitgliedern nach traditionellen Rezepten, alles vegetarisch. Dabei werden ayurvedische Prinzipien streng eingehalten und nur lokale Zutaten aus der Nachbarschaft verarbeitet. Hier weiß man genau, wo das Gemüse und weitere Bestandteile herkommen und dass sie sorgsam behandelt wurden. In der schönen Dining-Hall sitzen alle Gäste an einer langen Tafel und wenn man möchte, kommt man schnell ins Gespräch. Oder man fokussiert sich auf das köstliche Essen - es gibt immer diverse kleine Portionen von Stews und Currys, die sich geschmacklich ergänzen - bitter, scharf, süßlich und vieles mehr.
Leckere Ayurveda-Gerichte auf die Konstitution und Kur jedes Gastes abgestimmt.
Die Zimmer hier sind einfach, aber liebevoll eingerichtet und mit einem guten Standard ausgestattet. Wer möchte, kann die Klimaanlage nutzen, aber es gibt ohnehin Moskitonetze. Ein funktionales Duschbad gehört zu allen Zimmern, die über das dicht bewachsene Grundstück in mehreren kleinen Gebäuden verteilt sind. Genauso hat jeder Gast einen kleinen Balkon oder eine Terrasse. Es gibt auch etwas größere und modernere Premium-Zimmer.
Mein Zimmer im Madukkakuzhy Homestay. Schlicht, gemütlich und top-sauber.
Auf dem Gelände des Homestays befinden sich dann noch die Behandlungsräume, eine schöne Yoga-Plattform mit Aussicht, eine kleine Kapelle, eine Bibliothek und die Gebäude, in denen die Familie selbst wohnt und arbeitet. Ganz zentral im Garten unter riesigen Bäumen ein paar Bänke und Tische - das soziale Zentrum der schönen Anlage, wo man sich zum Gespräch oder Lesen treffen kann. Hier ist auch der einzige Ort, wo man durch WLAN-Internet seine Nachrichten abrufen kann. Auf den Zimmern und beim Essen gilt hier streng "digital Detox". Überhaupt merke ich schnell, alle hier wollen sich auf das Anliegen der Kurgäste konzentrieren - jede Art der Ablenkung und Aufregung soll vermieden werden. Viel Ruhe, Einkehr und die Chance auf tiefgreifende Heilung - darum geht es im Madukkakuzhy Homestay Ayurveda Center.
Blick in die Nachbarschaft des kleinen Ayurveda-Resorts. Kerala von seiner schönsten Seite.
Im Verlauf des Tages habe dann auch ich eine ärztliche Beratung erhalten. Heute leiten zwei Brüder, Dr. Jobin und Dr. Robin das Ärzte-Team, zu dem auch noch einige Assistenz-ÄrztInnen gehören. Die beiden sind bereits mit Ayurveda aufgewachsen, Vater, Großvater und einige weitere Generationen haben schon in dieser Heilslehre gewirkt. Wie alle guten Ayurveda-Experten haben auch sie sowohl ein Studium in Schul- als auch in Ayurveda-Medizin absolviert. Zusätzlich verfügen beide über viele Jahre Erfahrung und natürlich das Glück der persönlichen Überlieferung der Traditionen, Rezepte und Erkenntnisse von Vater und Großvater. Obwohl ich nicht zur Kur da war, hatte ich ein langes Gespräch mit Dr. Robin und zwei jüngeren Ärztinnen und man hat mich eingehend untersucht. Neu für mich war die Tiefe und Intensität der Untersuchung. Neben vielen Fragen zu meinem Zustand und meinen Anliegen wurde ich auch gewogen, viele Stellen befühlt, gedehnt und belastet, um Blockaden zu erkennen. Im Gespräch, das übrigens teilweise auf Deutsch geführt wurde, merkte man auch, dass Dr. Robin viel Erfahrung mit westlichen Gästen hat - wir Westler stellen ja gern Fragen, haben uns oft schon selbst informiert, schätzen den Dialog. Diese Kommunikation kombiniert mit Einfühlungsvermögen und Intuition fand ich angenehm und ich war beeindruckt von den Erkenntnissen und Ratschlägen, des kompetenten Teams.
Behandlungsplan ganz traditionell und praktisch.
Ähnlich war es bei den Anwendungen, die ich genießen durfte. Ein Team von zwei Therapeuten bearbeitete mich - und meistens war auch ein Arzt mit dabei, der beobachtete und anleitete. Die Massagen waren intensiv und man merkte sofort, dass hier Profis mit Elan arbeiten. Ich konnte mir gut vorstellen, dass man beachtliche Erfolge erzielen kann, wenn man solche Anwendungen über einen längeren Zeitraum erhalten würde. Die Preise des Ayurveda-Centers sind im Vergleich günstig und so ist es für manche Gäste auch möglich, vier Wochen hier zu verbringen oder sogar noch länger.
Ich konnte einige ayurvedische Behandlungen genießen. Eine davon besonders geeignet für die Kamera.
Ich hatte eine gute Nacht in meinem gemütlichen Zimmer mitten zwischen Baumkronen des Gartens. Früh am Morgen erwachte das Dorf und man hörte diverse Gebetsrufe, Arbeiter, die losziehen, LKWs und die Tiere und Vögel. Kurz, man befindet sich mitten in einem traditionellen, indischen Dorf. Wobei mir aufgefallen ist, dass es in dieser Gegend sauber ist, die Leute sehr bescheiden und gläubig sind. Das chaotische, laute Indien, vor dem viele zurückschrecken gab es hier im grünen Hinterland nicht.
Am Morgen konnte ich an einer Yoga-Session teilnehmen, die mit Blick über die Baumwipfel und das Dorf auf einem der Hauptgebäude stattfand. Es waren ruhige, bedächtige Übungen und Dehnungen. Gut angeleitet, technisch traditionell, aber ohne Action und westliche Verschnörkelungen.
Die Zimmer sind locker auf dem großen Grundstück verteilt und von großen Bäumen umgeben.
Man kann vom Center aus Spaziergänge machen oder kleine Ausflüge vom Team organisieren lassen. Ansonsten gibt es nicht viele Aktivitäten oder sollte ich besser sagen, nicht viel Ablenkung. Wer hierher kommt, möchte oder muss sich viel Zeit für sich selbst nehmen, die Wirkung und Veränderung in Körper und Geist spüren. Schön zu sehen war, dass alle MitarbeiterInnen und Familienmitglieder immer ein offenes Ohr haben, sich ständig der Gäste annehmen und die ganze Atmosphäre von Empathie und Unterstützung geprägt ist.
Mit an meinem Tisch saßen Leute aus Deutschland, der Schweiz, Indien, der Arabischen Emirate, den USA und La Reunion. Eine sehr angenehme Mischung sympathischer Menschen, die alle eine interessante Story hatten und unterschiedlich lang im Homestay blieben.
Ich kam dann noch in den Genuss einer Führung durch die eigene Manufaktur für ayurvedische Medizin, Öle und Essenzen. Seit vielen Jahren werden hier in Handarbeit nach alten Rezepten hochwertigste Ayurveda-Medizin und Nahrungsmittelbeigaben hergestellt. Die Verfahren sind oft recht aufwändig und benötigen viel Zeit und Geduld. Es war wirklich spannend, die alten Maschinen zu sehen, die Inhaltsstoffe und Abläufe erklärt zu bekommen. Begleitet von intensiven Düften und Aromen. Auch dabei, war der jüngste Sohn von Dr. Jobin, ich schätze zehn Jahre alt, der ganz stolz beobachtete, wie mir sein Onkel alles zeigte. Auch für ihn sind Ayurveda und die alten Traditionen ein ganz selbstverständlicher Teil des Lebens - von klein auf.
Ayurveda-Medizin und -Öle werden hier seit hunderten von Jahren selbst hergestellt.
Es gibt etwa eine Stunde entfernt noch eine Dependance der Madukkakuzhy Familie: Das Lake & Mountains Center, wo ebenfalls ein paar Zimmer mit einem sehr engagierten Team in einer traumhaften Landschaft liegen. Die Chefärzte sind mehrmals wöchentlich dort, um die Kuren zu unterstützen.
Die Landschaft beim Schwesterhaus Madukkakuzhy Lake & Mountains
Mein Aufenthalt im Ayurveda-Homestay war schon bald zu Ende, viel zu schnell fand ich. Auch hier wäre ich gern länger geblieben und hätte noch ein wenig mehr erfahren. Ein andermal, wenn ich mehr Zeit habe dann.
Es ist ein toller Platz für alle, die eine längere, intensivere Pause und Genesung suchen. Ohne viel Schnick-Schnack dafür voll Kompetenz, Erfahrung und ganzheitlicher Betreuung. Mit meinen Kontakten zum sympathischen Team und der Familie kann ich alles bis ins Detail für die Ayuboa-Gäste organisieren - z.B. ein Vorabgespräch mit einem der Ärzte bis hin zu einer Nachbetreuung in Deutschland, denn die Ayurveda-Familie betreibt mit Ebba-Karina Sander und dem Kunzmanns Hotel in Nordbayern auch einen Ableger ganz in der Nähe.
Rührende Verabschiedung durch die Mutter des Hauses und zwei Ärztinnen.
Bei Interesse bitte einfach bei mir melden und wir besprechen, ob das traditionelle Ayurveda-Center das Richtige für die gewünschte Kur ist. Für mich war es eine besondere Erfahrung und ich bin dankbar für die herzliche Gastfreundschaft der Familie Madukkakuzhy. Namaste.
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